Samstag, 27. Juni 2009

...das ist ja das ungeheuerliche....

Nun wurde ich schon desöfteren gefragt, wann denn die Firma Insolvenz angemeldet hätte.... Hat sie ja nicht!!! Der Firmenbetrieb geht weiter. In welcher Form, das entzieht sich natürlich zum jetzigen Zeitpunkt absolut unserer Kenntnis. Aber Insolvenz wurde keine angemeldet. Wie man das sonst nennt, wenn jemand nicht zahlen kann, das weiß ich nicht. Oder kann er und will nur nicht???
Eines steht nur ganz sicher fest, dass eine Sache immer eine andere nach sich zieht und wenn nicht gezahlt wird, dann müssen wir über kurz oder lang eine Insolvenz anmelden. Denn diese Zeit ohne Geld, die bekommen wir einfach nicht aufgefangen!!!!

Freitag, 26. Juni 2009

...und täglich grüßt das Murmeltier...

Auf erneute Nachfrage bei der Gewerkschaft bekamen wir heute zu hören, dass der DGB aufgrund der Wirtschaftskrise überlastet sei. Das wird sicher so sein, hilft uns aber in keinster Weise weiter. Es wurde versprochen, dass morgen alles im Briefkasten sei.

Das schlimmste ist eigentlich, dass einem die Hände so gebunden sind. Man hat kaum Handhabe gegen ein solches Verhalten eines Arbeitgebers. Der ist beleidigt, kündigt, weil man offen auf die Problematik aufmerksam macht. Aber Geld kommt keines. Das muss man sich mal vor Augen halten in der heutigen Zeit, einen kompletten Monat ohne Geld zu sein und den Monat danach nur etwa 1/3 an Unterstützung zu erhalten, von dem, was man sonst zur Verfügung hat.

Da kann man doch nur abrutschen....

Die ersten Mahnungen trudeln ein. Innerlich stellt man sich auf das schlimmste ein, u.a. auch auf den Besuch des Gerichtsvollziehers. Aktuell sind wir dabei, alle Schränke aufzuräumen. Wenn es hier in diesem Haushalt etwas Wertvolles geben sollte, dann wollen wir es vor dem Gerichtsvollzieher finden *schiefgrins*....

Diese Ohnmacht, die man empfindet, angesichts dieser Situation, die kann man nicht beschreiben.

Donnerstag, 25. Juni 2009

Freundlichkeit hat einen Namen

Nachdem wir heute morgen mit Bedenken zu unserem Termin bei der ARGE gegangen sind - und mit Bauchweh meinerseits - muss ich sagen, dass wir allen Befürchtungen entgegen, heute das Gefühl hatten, dass man uns verstanden hat.
Dass wir uns nicht auf Staatskosten bereichern wollen, sondern dass wir bis vor kurzem noch ein Leben hatten, das zwar nicht reich war an Vermögen, aber zumindest hatten wir unser Auskommen und wir sind niemandem zur Last gefallen.

Nach diesem positiven Erleben geht man doch mit einem besseren Gefühl an so manche Sache heran.

Es verbessert unsere finanzielle Situation zum jetzigen Zeitpunkt zwar in keinster Weise, aber der Seele tut es gut, wenn sie mal gestreichelt wird *pathetischgesprochen*....

Wie nennt man das Spiel?

Am 17. März war also mein Mann auf dem Arbeitsamt, um sich arbeitslos zu melden. Anschließend mussten wir wegen der Zahlung von Leistungen zur ARGE, da er ja nur "theoretisch" arbeitslos ist und nicht praktisch... Heißt, dass der Arbeitgeber die Frist nicht eingehalten hat. Aber von irgendwoher mussten wir ja Geld bekommen, also auf zur ARGE. Antrag abgeholt. Alles ausgefüllt, kopiert, besorgt, getan und gemacht. Beim Termin auf der ARGE sind wir uns vorgekommen wie Menschen zweiter Klasse. Haben Sie ein Alkoholproblem? Haben Sie ein Drogenproblem? Psych. Probleme? Ich wusste gar nicht, dass die sowas fragen dürfen. Ich dachte immer, die Würde des Menschen sei unantastbar, aber das gilt wohl nur solange, bis man hilfebedürftig wird....
Seit Ende März haben wir, obwohl wir die (wohl übliche) Belehrung erhalten haben, dass wir alles tun müssen, um wieder in Arbeit zu kommen, nichts gehört. Keine Maßnahme, ein einziges Stellenangebot für meinen Mann. Und Nein, wir verlassen uns da nicht auf die ARGE, wir verlassen uns nicht auf das Arbeitsamt, wir suchen auch selber nach Arbeit. Ist aber wohl auch nicht so einfach....
Seitdem hatte mein Mann allerdings 3 Termine beim Arbeitsamt. Beim ersten haben sie festgestellt, dass sie dort nicht für ihn zuständig seien, da wir ja Zuschuss zum AlG von der ARGE erhalten. De fakto ist auch die ARGE für die Vermittlung zuständig. Der nächste Termin war wieder beim Arbeitsamt, der wurde allerdings kurz davor aufgehoben.
Nun war wieder Termin beim Arbeitsamt, wo man dann erneut festgestellt hat, dass man doch nicht zuständig sei. Ein Anruf bei der ARGE und nach über drei Monaten gibt es tatsächlich das erste Vermittlungsgespräch, Beratungsgespräch oder wie auch immer. Mal schauen, was sich dort ergibt....

Mittwoch, 24. Juni 2009

...der heutige Stand...

Es gab mittlerweile einen Gütertermin vor dem Arbeitsgericht, wobei wir dem dort ausgearbeiteten Vergleich widersprochen haben.
Wegen der ausstehenden Leistung gab es auch schon einen Termin, und zwar am 18. Mai. Dort ist das Gericht der Klage der Gewerkschaft gefolgt und die Leistung hätte gezahlt werden müssen. Der Arbeitgeber hatte eine Woche Zeit, diesem Vergleich bezüglich der Leistung zu widersprechen, das hat er nicht gemacht. Gezahlt hat er allerdings auch noch nicht.

Und damit nicht genug - obwohl wir am 9. Juni bei der Gewerkschaft waren und wiederholt darauf aufmerksam gemacht haben, dass uns am allermeisten das Februargeld noch fehlt und obwohl man uns bei einem Anruf am 18. Juni versichert hat, eine Mahnung fertigzumachen, ist bisher von Seiten der Gewerkschaft in diese Richtung nichts passiert. Auf neuerliche telefonische Anfrage gestern, am 23. Juni, hieß es nur, dass man diese Mahnung vergessen habe.....

Wir stehen hier und langsam wächst uns alles über den Kopf und die vergessen etwas für uns so Wichtiges....
Na ja... mal schauen, ob wir den Stromversorger auch mit einem "Haben wir vergessen" abspeisen können. Vielleicht blicken wir ja hinterher mehr durch - oder wir sehen gar nix mehr, weil die uns das Licht abstellen *schiefgrins*....

2. Teil - wie alles begann

Die am 16. März überreichte Kündigung wurde Ende März abgewechselt von einer fristlosen Kündigung, hilfsweise fristgerecht zum 31. Juni (hey, ich weiß, dass der Juni nur 30 Tage hat). In diesem Kündigungsschreiben steht eindeutig drin, dass meinem Mann gekündigt wurde aufgrund des Beitrags in der Lokalzeit Aachen.

Dabei wurden wir in diesem Beitrag verfremdet, unsere Stimmen wurden nachgesprochen und die Firma wurde nicht öffentlich genannt. Es sollte lediglich die Problematik dargestellt werden und gezeigt werden, was man sich als Arbeitnehmer alles gefallen lassen muss.

Ein weiterer Beitrag, der von dem Team des WDR gedreht wurde, wurde erst einmal auf "Eis gelegt". Angeblich, um uns zu schützen. Wobei wir uns langsam fragen, vor was??
Wir wollen nicht geschützt werden, wir wollen nicht in der Ecke sitzen und weiter auf unser Geld warten, sondern wir wollen, dass es in aller Öffentlichkeit bekannt wird, wie hier in Deutschland mit den Arbeitnehmern umgegangen werden darf.

Hallo Ihr Politiker! Ihr, die Ihr durch unsere Stimmen gewählt worden seid. Was müssen wir tun, um gehört zu werden? Was müssen wir machen, um zu erreichen, dass sich an den Gesetzen etwas ändert? Was?
Früher war's vielleicht einmal möglich, Geld anzusparen und damit den Ausfall von zwei Monatslöhnen zu überbrücken, aber in der heutigen Zeit ist es einfach nicht mehr möglich. Der Lohn reicht gerade einmal aus, um die laufenden Kosten zu begleichen und zu überleben, aber mehr ist da einfach nicht drin.
Wir sind auch bei weitem nicht der einzigste Fall und noch lange nicht der schlimmste Fall. Es gibt ganz viele Arbeitnehmer, die ebenfalls und stärker betroffen sind. Aber es kann doch nicht angehen, dass man abserviert wird, wenn man es wagt, sich zur Wehr zu setzen. Ja klar, der Arbeitsmarkt ist voll von Menschen, die darauf warten, eine neue Stelle zu bekommen. Also weg mit denen die meutern und her mit denen, die sich aus Dankbarkeit für eine Stelle alles gefallen lassen....

Es ist mit einem Durchschnittslohn von ca. 1.300,- Euro nicht möglich, da mal eben ein Wochen drauf zu warten, nur weil der Arbeitgeber einen Engpass hat, den er scheinbar auch über einen längeren Zeitraum hinweg nicht in den Griff bekommt. Als Arbeitgeber müsste man da so fair sein, mit offenen Karten zu spielen. Da gibt es immerhin noch die Möglichkeit der staatl. Hilfe für Arbeitgeber in Form von Kurzarbeitergeld.

Aber nein, da lässt man die Arbeiter erst mal zwei Stunden in der Woche mehr arbeiten ohne zusätzliche Bezahlung, damit es dem Betrieb besser geht. Aber dem Betrieb geht es nicht besser. Und wenn die Arbeiter irendwann sagen, es reicht jetzt mit dieser unbezahlten Mehrarbeit, da ist der Arbeitgeber noch beleidigt.
Es werden keine Überstundenprozente mehr gezahlt, keine Sonderzahlungen, nichts mehr. Man hat überhaupt keine Möglichkeit, mal einen Monat etwas mehr Geld zur Verfügung zu haben, so wie es früher mal war in Zeiten von Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Dann muss man unpünktliche Zahlungen noch hinnehmen, klaglos, denn ansonsten wird man ruckzuck zum Bittsteller. Da sitzt man vor einem Angestellten der ARGE und muss sich Fragen gefallen lassen in der Art "Haben Sie ein Alkoholproblem? Haben Sie ein Drogenproblem? Sonstige Probleme?"

Ratzfatz wird man zum Menschen zweiter Klasse!!! Und warum??? Weil man sich zur Wehr gesetzt hat. Weil man versucht hat, die Öffentlichkeit auf die Problematik aufmerksam zu machen. Weil man auf sein Recht beharrt hat.
Weil man so naiv war, zu glauben, dass man etwas bewegen könnte.....

Ja, es gibt Möglichkeiten für den Arbeitgeber Insolvenz anzumelden oder sonstiges, aber alle diese Möglichkeiten sind auch mit Kosten verbunden und woher soll man die nehmen?

Irgendwann, als die Lohnzahlungen immer noch später kamen, haben wir beschlossen, uns nirgendwo im Freundeskreis mehr zu melden. Den meisten Einladungen konnten wir nicht Folge leisten, weil uns das Spritgeld fehlte, ganz abgesehen von der Tatsache, dass wir 9 Monate das Auto mit abgelaufenem TÜV und fahruntüchtig vor der Tür stehen hatten. Geld für Geschenke war auch nicht übrig und selbst, wenn mal etwas übrig war, dann wussten wir ja nie, wann mit der nächsten Lohnzahlung zu rechnen ist. So sind wir mehr und mehr ins soziale Aus gerutscht.

...Fortsetzung folgt....

...wie alles begann...

Der Arbeitgeber meines Mannes nimmt es mit der Zahlung des Lohns nicht sehr genau.
Vertraglich vereinbart ist eine Lohnzahlung zum 30. des Monats, aber seit Mitte 2006 kam der Lohn immer etwas später aufs Konto. Viele Beträge, die zum 1. abgebucht wurden, sorgten dafür, dass das Konto ins Minus rutschte. Der Lohn kam dann mal ein paar Monate zum 5., dann ein paar Monate zum 8., irgendwann zum 10. des Monats...
Damit konnte man ja noch so halbwegs leben, man wusste ja, dass das Geld kommt. Dann irgendwann kam es schon immer zum 15. und es wurde auf dem Konto immer knapper. Da man in den Dispo abgerutscht war, kam man irgendwann aus dem Minus gar nicht mehr heraus. Die Zinsen für die Überziehung sind halt ziemlich hoch.
Zu dieser Zeit half uns eine Freundin, die bei der Bank arbeitet. Sie hat dafür Sorge getragen, dass wir mittels eines Kredits umschulden konnten, so dass unser Konto nicht länger im Minus war und wir wieder etwas aufatmen konnte. Ist ja auch logisch, dass wir lieber auf einen bestehenden Kredit aufschulden und darauf zahlen und auch Erfolge sehen, als die rote Farbe auf dem Konto überhaupt nicht mehr wegzukriegen.

Soweit, so gut...

Nach vielen Versprechungen, dass sich die Lage bessern solle, verschlechterte sie sich jedoch immer mehr.
Mein Mann verdient sowieso schon nicht sehr viel und wir mussten immer schon knapsen, um überhaupt alle laufenden Kosten und das Leben bezahlen zu können. Aber irgendwann waren wir am Ende und konnten einfach nicht mehr.

Im Dezember z.B. hat mein Mann einen Lohn von etwas über 1.400,-- Euro verdient, wovon wir 1.000,-- Euro am 15. Januar erhielten und den restlichen Betrag am 6. Februar.
Den Januarlohn haben wir dann erstmal gar nicht gesehen. Auf dringlicheres und erneutes Nachfrgen meines Mannes hat der Arbeitgeber ihm am 21. Februar (!!) großzügigerweise 300,-- Euro bar gegeben, damit wir - nach seinen Worten - übers Wochenende kommen.
Mit 300,-- Euro müssen wir jedoch nicht übers Wochenende, sondern eher über den Monat kommen. Von diesem Betrag haben wir direkt unsere Schulden bei der Schwester meines Mannes abbezahlt, die uns um den 10. herum 100,-- Euro geliehen hatte. Traurig genug, dass man sich als Arbeitnehmer bei Hartz IV Empfängern Geld leihen muss.

Vom Januargeld, das laut Abrechnung knapp 1.350,-- Euro betrug, haben wir also 300,-- Euro erhalten. Sicher hatten wir am 6. Februar den restlichen Dezemberlohn bekommen, aber bei einem Lohn, der im Durchschnitt 1.300,-- Euro beträgt, ist es uns nicht möglich, davon zwei Monate zu leben. Eigentlich eine für die heutige Zeit logische Rechnung.

Am 3. März war ich so frustriert über diese Zustände, dass ich morgens eine E-Mail an die Redaktion der Lokalzeit Aachen schrieb, die über den WDR ausgestrahlt wird. Es folgte erst die übliche Standardantwort, dass man unsere Mail überprüfen würde etc. pp. Am Nachmittag meldete sich tatsächlich eine freie Mitarbeiterin des WDR bei uns, dass sie gerne über diesen Fall berichten würde.

Am Nachmittag des 3. März wurde die "Restzahlung" des Januarlohns auf unserem Konto verbucht, was man so Restzahlung nennen kann....

Am 6. März wurde besagter Beitrag bei uns gedreht. Um unsere Aussagen glaubwürdig machen zu können, hatten wir versucht, andere ehemalige Arbeitnehmer des Betriebes dazu zu bringen, sich uns anzuschließen. Das hat jedoch keiner gemacht, trotz anfänglicher Euphorie und "Ja klar, das ist klasse, da mache ich mit!" Irgendeiner hat uns beim Arbeitgeber angeschwärzt, denn nach der Ausstrahlung des Beitrags am 13. März (einem Freitag), wurde meinem Mann am darauf folgenden Montag gekündigt. Mit den Worten, dass man ihn dort nicht mehr sehen wolle, wurde er des Betriebes verwiesen.

Am 17. März ist mein Mann sofort zum Arbeitsamt gegangen und hat sich arbeitslos gemeldet.

Seitdem kämpfen wir einen fast aussichtslosen Kampf, um alleine an das Februargeld zu kommen. Der Anwalt des Arbeitgebers ist so dreist, dass er in einem Schreiben vom 2. April hervorhebt, dass wir doch das Januargeld z.B. vollständig erhalten hätten. Was mit dem Februargeld ist, das wird mal eben dezent unter den Tisch fallen gelassen.

Die ARGE hat uns Gelder ab dem 17. März bewilligt. Wobei wir nach Auskunft einer ARGE-Mitarbeiterin Glück hatten, dass sich da ein Gesetz geändert hat, sonst wäre uns das Januargeld, das wir am 3. März erhalten haben, nämlich als Einkommen für den Monat angerechnet und hätten keinen weiteren Cent Unterstützung erhalten.
So wurde es uns "nur" als Vermögen (*haha*) angerechnet und da gibt es ja pro Person einen Freibetrag.

Mit dem AlG II für den Zeitraum vom 17. bis zum 31. März in Höhe von sagenhaften 422,67 Euro durften wir also alle Kosten für den Monat März bestreiten und davon noch leben. Ohne Februargeld gesehen zu haben.... Okay, bevor jetzt einer denkt, ich übertreibe, berichtige ich direkt mal... Kindergeld hatten wir ja auch noch zusätzlich in Höhe von 164,-- Euro und aus meiner Beschäftigung als Datenerfasserin auf 400,-- Euro-Basis gab es auch einen Lohn in Höhe von 110,- Euro. Also fast schon Reichtum...

Dass wir jetzt in die Überziehung abgerutscht sind, was aber eigentlich nicht geht, nur ausnahmsweise diesen Monat noch bis zu einem Betrag von 300,-- Euro, das interessiert einfach keinen.

Diesen Monat ist es uns noch nicht möglich gewesen, Strom/Gas und Wasser zu zahlen. Die sich daraus ergebenden Mahnkosten und Gebühren müssen wir zusätzlich tragen, obwohl wir dafür ja nun wirklich weder was können, noch Geld übrig haben.

Es ist zum Verzweifeln!!!

.... Fortsetzung folgt...